Ein ReiseNewton für Schweden

Es ist soweit: Nach Nächten vor dem Bildschirm, in Foren und Versandhäusern, habe ich gestern bei Herrn Ransburg mein neues Equipment für den Kurzurlaub in Schweden und ausgiebiege FerierabendDeepSkyGelage an der Isar und auf dem heimischen Balkon zugelegt.

Folgendes Material wurde dazu auserkoren:

  • SkyWatcher Heritage 130 P mit 650mm Brennweite
  • Paralaktische Montierung EQ2
  • Quarzgesteuerter Nachführmotor für die RektaszensionsAchse der EQ2
  • Aufnahmeplatte für 1/4″ Gewinde und somit für Kameras und Obkektive
  • Aufnahmeplatte für SchlabenschwanzSchienen, aufschraubbar auf die 1/4″ Platte
  • Okular TS SWM 6mm
  • Okular TS SWM 15mm
  • BarlowLinse 2x
  • SternAtlas DeepSky Reise Atlas, Oculum Verlag

Der gestrige Abend bot leider keine Aussicht auf einen klaren Sternenhimmel, eine dichte Wolkendecke wohin man schaute. Zeremoniell und hartnäckig wurde trotzdem das Equipment ausgepackt, aufgebaut, kollimiert, gelüftet und auskühlen gelassen. Ein Bierchen auf, den Atlas daneben und einfach mal inspirieren lassen, wärend das Wolkenpanorama vorbeizieht und der Tag sich dem Ende neigt. Und auch diemal sollte Beharrlichkeit sich auszahlen: Zurück vom Drucker, mit einer Aufsuchkarte zum Kometen Garradd C/2009 P1, konnte ich meiner Netzhaut kaum glauben, als ich diesen (fast) wolkenfreien Himmel erblickte.

Die neue Wolkenfront, die von Westen her winkte, lies mir zumindest die Möglichkeit dem ausfahrbaren Reflektor ein halbwegs würdiges FirstLight zu bescheren. Erstes Ziel für den LichtpunktFinder war einer meiner Lieblinge, nämlich M13, dem HerkulesHaufen. Es fällt die Stabilität der EinarmMontierung des kleinen SerienDobsons auf.  „Schnell“ kommt dem klassischen DobsonGefühl zumindest nahe, einfacher gehts halt nicht: Schwenk nach rechts, bisl höher, passt. Feierlich setze ich das nagelneue 15mm Okular ein, hole kurz luft, schaue hindurch und merke wie mein Mund im Kreis rum zu grinsen versucht und nur von den Ohren davon abgehalten wird. Ein schneller Wechsel auf das 6mm Okular belegt die praktisch gleichbleibende Qualität plus entsprechender Vergößerung: Nach abwechelndem direkten und indirekten Sehen meine ich sogar eine leichte Körnung in diesem feinen NebelFleck ausmachen zu können!

Nach drei Minuten Verzückung und einer Minute durchatmen kam der nächste Kandidat dran: M11, der WildentenHaufen. Auch hier kamen die beiden TS Okulare zum Einsatz, mit einem (für mich) definitiv begeisternden Ergebnis: Schon das 15mm (43x) zeigte eine klar abgegrenze Form, die beiden „Arme“ der Formation konnten ausgemacht werden, begleitet von einem schönen Sternenfeld. Das 6 mm (108x) lies einen komplett aufgelösten Haufen erahnen, was für einen FernglasGucker wie mich ein echtes Schlüsselerlebnis aufkommen lässt…

Apropos! Da war doch noch was: Garradd war mir ja bereits in die FernglasLinse gegangen. Das zweite Mal sollte mit diesem kleinen Reflektor ja wohl auch gelingen! Also die ja bereits vorhandene Karte geschnappt, aha: noch in der Nähe zu Cr399, dem Kleiderbügelhaufen, sollte er zu finden sein… Also das beim Heritage mitgelieferte 25mm ÜbersichtsOkular eingesteckt, das Dobson mit dem Visier ausrichten, durchschauen, etwas durch die Gegend schubsen, nochmal kontrollieren. Da isser ja! … wow! Geht da noch mehr?

Als nun das 6mm TS SWM im (schraubbaren) OkularAuszug platznimmt, präsentiert sich beim durchblicken ein leicht elongierter zarter Fleck mit einem erkennbaren versetzten Kern, begleitet von drei Mag 6 bis Mag 9 Sternen, der Komet Garradd in all seiner Pracht.

Da die Wolkenfront nun schon sehr Nahe ist, beende ich zufrieden mein FirstLight und genieße in Ruhe den Rest meines Bierchens, ein breites Grinsen im Gesicht.

Und Vorfreude auf Schweden…