Neugierde

In knapp sieben Stunden ist es soweit: NASA’s Mars Science Laboratory (von einer japanischen Schülerin ganz offiziell auch auf den Namen „Curiosity“ getauft) setzt sanft auf der Oberfläche des Planeten Mars auf und sendet ein zufriedenes und überaus hochfrequentes und -erfreutes „Piep“ an die Mars-Sonde Odyssey in der Planetenumlaufbahn und von dort aus an das NASA Deep-Space-Network.
Dieses grazile, kleine, kurze Signal dürfte für die Zukunft der Besiedlung des Mars durch die Menschheit entscheidend sein. Denn wenn es ausbleibt, wird der Mensch so schnell keinen Fuß auf den der Erde ähnlichsten Planeten dieses Systems setzen.

Viel Glück Curiosity!

Reibungsloser Start mit IntelSat #22

Am Sonntag um 12:10 GMT erfolgte der Start einer Proton-M Rakete vom Baikonur Cosmodrom in Kasachstan. An Bord befand sich der 6,9 t schwere IntelSat Kommunikationssatelit mit der Nummer 22, der in Zukunft für Europa, Afrika dem mittleren Osten und der Region des indischen Ozeans Video-, Sprach- und Datendienste zur Verfügung stellen soll.

Mein Tag der Astronomie 2012

… begann damit, dass ich erst abends die E-Mail meines Kumpels Stefan lesen musste, um festzustellen, dass ja heute in Deutschland und der Schweitz der Tag der Astronomie angesagt war. Ich hatte, salopp gesagt: Keinen blassen Schimmer.

Idealerweise hatte ich mir allerdings schon morgens fest vorgenommen, mein SkyWatcher Heritage 150 einer gründlichen Reinigung zu unterziehen. Nach alldem „rausschleppen, auskühlenlassen, rumschwenken, reinschleppen, aufwärmenlassen“ hat sich eine beachtliche Patina aus (Sternen-)Staub auf dem ansich guten Hauptspiegel gebildet, die beim letzten Mal dafür gesorgt hat, dass die sonst so exakt abgebildeten Pünktchen zu tanzenden Würstchen mutiert waren… lustig aber unschön.

Als ich dann besagten Kumpel auf seinem Mobiltelefon erreicht habe und dieser mich auch noch davon in Kenntnis setzte, er befände sich kurz davor durch ein „Meade-Riesen-Teil“ der örtlichen Sternwarte den Himmel über Würzburg zu betrachen, gab es kein Halten mehr: „rausschleppen, auskühlenlassen, rumschwenken“ war angesagt.

Eine gute halbe Stunde „auskühlenlassen“ später richtete ich meinen geliebten Balkon-Dobson auf den ersten Planeten der sich nahezu aufdrängte beäugt zu werden: Mars. Das Bild, dass mein 6 mm UWA präsentierte, machte gleich Lust auf mehr. Und so wurde kurzerhand die 2x Barlowlinse dazwischengebaut und scharfgestellt: Ich bin jetzt noch begeistert, konnte ich doch noch nie zuvor auf der Oberfläche des Mars echte Helligkeitsunterschiede feststellen, bis zu diesem Moment!

Eine kurze Kritzelei später wurde das Rotpunkt-Visier in leiser Vorahnung gleich auf den nächsten Himmelskörper gerichtet: Saturn. Ich muss sagen, der Augenblick in dem ich vor gut 10 Jahren zum ersten Mal die Ringe des Saturn mit eigenen Augen durch einen Kaufhaus-Newton gesehen habe, ist für mich unvergesslich. Der Blick durch das Okkular am gestrigen Abend wurde zur wundervollen Hommage an diesen Moment vor so langer Zeit. In einem Sekundenbruchteil der Überwältigung überkam mich sogar der Eindruck, die Cassini-Teilung erkennen zu können, was wohl nicht der Fall war… oder?

Jedenfalls wurde der Tag der Astronomie so auch für mich ein beflügelndes Erlebnis. Hätte mein Kumpel mich nicht zufällig darauf hingewiesen, ich hätte diesen wunderschönen Himmel warscheinlich ein weiteres mal unbe(ob)achtet an mir vorüberziehen lassen: Danke Stefan!

Das Ende einer Weltraum-Sonde

Die fehlgeleitete Raum-Sonde „Phobos-Grunt“, oder was davon übrig blieb, ist vor wenigen Minuten 1250 Kilometer westlich der Insel Wellington in den Pazifik eingeschlagen und dort wohl versunken. Und mit ihr leider die größte russische interplanetare Forschungs-Mission seit dem untergang der Sowjet-Union.

Russischer Weltraumschrott über München

Heute ist es wohl soweit: Die russische Mars-Sonde „Phobos-Grunt“ wird nach einem Programmierfehler in systeminternen Bahnberechnungsmodul (autsch!) wieder unsanft zur Erde zurückkehren und verglühen.

Die russische Weltraumsonde, erbaut um den Marsmond Phobos zu erkunden

Phobos-Grunt

Eine Kontaktaufnahme mit der Sonde ist Roskosmos nicht mehr geglückt. Angeblich wurde in aller verzweiflung der russische Stolz mal beiseite geräumt und bei der ESA angeklopft, ob die nicht mal versuchen könnten Phobos-Grunt zu einem Daten-Gespräch zu überreden. Dies ist der ESA dann wohl auch zweimal tatsächlich geglückt, leider war die Sonde nicht sonderlich gesprächig und so blieb der Versuch einer Bahnänderung ergebnislos.

Nun kreist dieses 13,5 Tonnen schwere und 120.000.000 € teure russische Meisterwerk in einer Höhe von rund 140 km über unseren Köpfen – und sinkt. Bei einer Höhe von etwa 100 km wird sie anfangen der Reibungswäme zum Opfer zu fallen und zu verglühen. Heute morgen gab die ESA einer Schätzung nach für den Absturz einen Zeitraum zwischen 16 bis 20 Uhr an. Bei einer Umlaufzeit von rund 90 Minuten und weniger kommt damit so ziemlich jeder Erdteil in Frage von Süd-Amerika über den Atlantik, Europa, West-Russland, Kasachstan, Indien, China, bis Australien und den Süd-Pazifik. Man kann nur hoffen, daß 20:00 Uhr dabei das absolute Maximum darstellt, denn um exakt 20:02:19 Uhr befindet sich ein geschichsträchtiges Stück russische Raumfahrttechnik namens „Phobos-Grunt“ direkt über dem Marienplatz in München…

Erste Timelapse vom heimatlichen Balkon aus

Es ist geschafft!

Ich bin schon ein bischen Stolz darauf, meine erste kleine TimeLapse mit 10 s Dauer vorzustellen:

Balkon_720p_25fps

Die Fototiere sind zurück!

Klick – Klack – Klick – Klack…

So klang es auch dieses mal wieder in Salstersvik in der Nähe von Motala an. Wie Frank schon geschrieben hat haben wir gigabyteweise Bild und Filmmaterial mitgebracht. Die Bearbeitung wird sich wohl noch einige Tage ziehen. Bis dahin habe ich schonmal einen Trailer für die „Deep svensk night pt.2“ zusammengestellt und hochgeladen.

Trailer – Deep svensk night pt.2

Alle Bilder und auch Timelapse-Videos werden in Kürze für jeden sichtbar hier zur Verfügung stehen.

Schweden Alter!

Zurück aus dem FotoUrlaub – eine schöne Woche in Schweden ist vorbei und wir sind wieder in heimatlichen Gefilden gelandet. Mit fotografisch fetter Beute im Gepäck und astronomischen „Aha!“Erlebnissen im Gedächtnis. Die Auswertung der vielen Gigabyte an RawMaterial wird noch etwas dauern denk ich. Für ein besonderes Schmankerl hab ich mir jedoch schon Zeit genommen:

 

Jupiter von Motala/Schweden aus am 15.9.2011Der Jupiter mit seinen vier Monden – fotografiert von Kelly mit der Canon 5D Mark II durch ein 6mm Okular am erfolgreich getesteten ReiseDobson mit 650mm Brennweite. Auf der Canon aufgeschraubt war das 100mm Macro von Canon. Die Cam selbst wurde von einem seperaten Stativ getragen, was dann in Summe schon ganz lustig ausschaut.

Für mich persönlich war schon der Blick durch das 15mm UWA ein großartiges Erlebnis, da man die Wolkenbänder des Jupiter schon recht scharf erkennen konnte! Und im 6mm UWA waren beide Wolkenbänder klar und deutlich zu erkennen, wenn auch Jupiter’s Glanz weitere Details selbst überstrahlt. Kallisto mit ins Bild zu bekommen war jedoch nicht mehr so leicht, er lag diesmal weit abseits von Europa, Io und Ganymed.

 

 

 

Ein ReiseNewton für Schweden

Es ist soweit: Nach Nächten vor dem Bildschirm, in Foren und Versandhäusern, habe ich gestern bei Herrn Ransburg mein neues Equipment für den Kurzurlaub in Schweden und ausgiebiege FerierabendDeepSkyGelage an der Isar und auf dem heimischen Balkon zugelegt.

Folgendes Material wurde dazu auserkoren:

  • SkyWatcher Heritage 130 P mit 650mm Brennweite
  • Paralaktische Montierung EQ2
  • Quarzgesteuerter Nachführmotor für die RektaszensionsAchse der EQ2
  • Aufnahmeplatte für 1/4″ Gewinde und somit für Kameras und Obkektive
  • Aufnahmeplatte für SchlabenschwanzSchienen, aufschraubbar auf die 1/4″ Platte
  • Okular TS SWM 6mm
  • Okular TS SWM 15mm
  • BarlowLinse 2x
  • SternAtlas DeepSky Reise Atlas, Oculum Verlag

Der gestrige Abend bot leider keine Aussicht auf einen klaren Sternenhimmel, eine dichte Wolkendecke wohin man schaute. Zeremoniell und hartnäckig wurde trotzdem das Equipment ausgepackt, aufgebaut, kollimiert, gelüftet und auskühlen gelassen. Ein Bierchen auf, den Atlas daneben und einfach mal inspirieren lassen, wärend das Wolkenpanorama vorbeizieht und der Tag sich dem Ende neigt. Und auch diemal sollte Beharrlichkeit sich auszahlen: Zurück vom Drucker, mit einer Aufsuchkarte zum Kometen Garradd C/2009 P1, konnte ich meiner Netzhaut kaum glauben, als ich diesen (fast) wolkenfreien Himmel erblickte.

Die neue Wolkenfront, die von Westen her winkte, lies mir zumindest die Möglichkeit dem ausfahrbaren Reflektor ein halbwegs würdiges FirstLight zu bescheren. Erstes Ziel für den LichtpunktFinder war einer meiner Lieblinge, nämlich M13, dem HerkulesHaufen. Es fällt die Stabilität der EinarmMontierung des kleinen SerienDobsons auf.  „Schnell“ kommt dem klassischen DobsonGefühl zumindest nahe, einfacher gehts halt nicht: Schwenk nach rechts, bisl höher, passt. Feierlich setze ich das nagelneue 15mm Okular ein, hole kurz luft, schaue hindurch und merke wie mein Mund im Kreis rum zu grinsen versucht und nur von den Ohren davon abgehalten wird. Ein schneller Wechsel auf das 6mm Okular belegt die praktisch gleichbleibende Qualität plus entsprechender Vergößerung: Nach abwechelndem direkten und indirekten Sehen meine ich sogar eine leichte Körnung in diesem feinen NebelFleck ausmachen zu können!

Nach drei Minuten Verzückung und einer Minute durchatmen kam der nächste Kandidat dran: M11, der WildentenHaufen. Auch hier kamen die beiden TS Okulare zum Einsatz, mit einem (für mich) definitiv begeisternden Ergebnis: Schon das 15mm (43x) zeigte eine klar abgegrenze Form, die beiden „Arme“ der Formation konnten ausgemacht werden, begleitet von einem schönen Sternenfeld. Das 6 mm (108x) lies einen komplett aufgelösten Haufen erahnen, was für einen FernglasGucker wie mich ein echtes Schlüsselerlebnis aufkommen lässt…

Apropos! Da war doch noch was: Garradd war mir ja bereits in die FernglasLinse gegangen. Das zweite Mal sollte mit diesem kleinen Reflektor ja wohl auch gelingen! Also die ja bereits vorhandene Karte geschnappt, aha: noch in der Nähe zu Cr399, dem Kleiderbügelhaufen, sollte er zu finden sein… Also das beim Heritage mitgelieferte 25mm ÜbersichtsOkular eingesteckt, das Dobson mit dem Visier ausrichten, durchschauen, etwas durch die Gegend schubsen, nochmal kontrollieren. Da isser ja! … wow! Geht da noch mehr?

Als nun das 6mm TS SWM im (schraubbaren) OkularAuszug platznimmt, präsentiert sich beim durchblicken ein leicht elongierter zarter Fleck mit einem erkennbaren versetzten Kern, begleitet von drei Mag 6 bis Mag 9 Sternen, der Komet Garradd in all seiner Pracht.

Da die Wolkenfront nun schon sehr Nahe ist, beende ich zufrieden mein FirstLight und genieße in Ruhe den Rest meines Bierchens, ein breites Grinsen im Gesicht.

Und Vorfreude auf Schweden…

 

Garradd aufgespührt.. Arrrr!

Garradd C/2009 P1 am 1.9.2011

Zeichnung – Garradd C/2009 P1 – 1.9.2011

Wie findet man einen bekannten Kometen, ohne je einen gesehen zu haben? Ich habe einen gesehen – endlich: Garradd c/2009 P1 hat sich mir gezeigt. Es war nur eines entscheidend – Geduld. Es war ein Abend wie soviele zuvor, doch diesmal sollten sich 10 min zusätzliche Bemühung rentieren. Nach einiger Zeit „astronimoschen Sehens“ tauchte ein seichter Nebelschleier auf, ähnlich einem schwach sichtbaren und leicht elongierten dichten KugelSternhaufen. Ein schöner Bonus war die tatsächliche Nähe zu Cr 399, dem „KleiderbügelHaufen“ aus dem CollinderKatalog, einem meiner Favoriten.